2023-11-15
Auf dem Rücken liegen, ein Bein aufgestellt. Druck geben mit dem Fuss in den Boden, so dass die Seite des Beckens beim aufgestellten Bein sich leicht hebt und in Richtung des langen Beins rollt. Ohne, dass die Muskulatur des unteren Rückens anspringt.
Eine Bewegung, die in etlichen Feldenkrais Gruppenstunden vorkommt. Ich war mehrere Jahre geradezu besessen von ihr und nie hat es wirklich funktioniert. Nicht nur war es mir unmöglich, sie so auszuführen, ich konnte mir auch nicht erklären, wie es überhaupt möglich sein könnte, meine Becken ohne Aktivierung der Rückenmuskulatur in dieser Lage zu bewegen.
Irgendwann in meiner Ausbildung gab es bei einer ähnlichen Lektion einen Moment, in dem ich hinten am Hals, am Übergang zum Kopf, dieses kribbelnde Ziehen verspürte. Irgendwie irritierend aber auch genussvoll. Ich kannte das schon, es war (und ist es noch immer) für mich ein Zeichen dafür, dass ich mich gerade mitten in einer paradoxen Situation befand.
Meine Rückenmuskulatur war beim Heben des Beckens, tja… In einem schnellen Wechsel sowohl aktiv als auch passiv. Das hin und her war kaum wahrnehmbar und so schnell, dass es sich fast gleichzeitig anfühlte. Beide Zustände waren richtig, der eine noch, der andere schon. Und umgekehrt – beide haben nicht funktioniert, der eine nicht mehr, der andere noch nicht. Und, fast noch interessanter, keiner der Zustände hat den anderen daran gehindert, die Bewegung auszuführen.
Woran merkst du, das etwas für dich richtig ist? Braucht es ein falsch, um dich zu entscheiden? Was ist nicht mehr und was noch nicht? Wenn es mehrere Optionen gibt, welche wählst du? Und wie? Wenn du dich nicht entscheiden kannst, machst du dann nichts, irgendwas, alles? Sollten Fühlen, Denken und Spüren dabei im Einklang sein? Wieviel Vorher brauchst du für ein Jetzt und wieviel Nachher?
Wo genau steht dein Fuss, wieviel Druck gibst du, worauf achtest du dabei... Du triffst die ganze Zeit Entscheidungen. Einige machen einen grosse Unterschied, manche kaum einen. Einiges wird erst später sichtbar, nach ein paar ganz anderen Bewegungen. Manches wird klarer, manches macht keinen Sinn und manches wird sowohl als auch.
Darum wird es gehen, um Entscheidungen.