#26 - Trägheitsmoment

2024-06-30

Ich war gerade drei Wochen verreist. Eigentlich wollte ich letzte Woche den Newsletter schreiben aber dann kam auf einmal der Sommer und ich wollte meine letzten drei Tage in Hamburg verbringen, ohne eine Aufgabe zu haben. Ohne einen Termin, einen Plan. Mich so richtig der sommerlichen Hitze hingeben und ganz faul sein.

Wobei ich eher Trägheit meine. Faulheit, das ist einfach das Gegenteil von Fleiss. Etwas, was Menschen vorgeworfen wird. Arbeitsverweigerung statt Arbeitssucht. Deswegen darf man in den Ferien ja faul sein aber im Alltag nicht.

Trägheit ist zwar langsam aber eben kein Stillstand. Beharrlich, im Sinne von die eingeschlagene Richtung behaltend. Etwas willenlos gleichzeitig. Und auch energiesparend, also effizient. Im englischen «Laziness» steckt dieser Aspekt vielleicht etwas mehr drin.

Ich erinnere mich noch gut, in meiner Feldenkrais Ausbildung war ich sehr fasziniert von den Momenten, in denen wir immer wieder erneut aufgefordert wurden, Bewegungen faul zu machen. Langsam, ohne Ziel und ohne Anstrengung. Nur soviel Kraft aufzuwenden, wie für diese konkrete Bewegung nötig ist. Und zu merken, dass die Energie, die ich dabei einspare, mir in anderen Bereichen zur Verfügung steht, mich genauer bemerken lässt, was ich gerade tue.

Die nächsten fünf Male vom 01.07. bis zum 29.07. geht es also darum. Ein wenig auch in der Hoffnung, dass der Sommer noch sommerlicher wird und träge auf dem Boden umher rollen die angemessenste Bewegungsform in den nächsten Wochen sein wird.

Während meiner Reise war ich auch auf zwei Weiterbildungen. Und war beide Male wieder sehr fasziniert, wie fast schon besessen meine Kolleg*innen und ich von der Bedeutung einzelner Wörter sein können. Ich denke, ich werde zukünftig im Kurs zu Trägheit auffordern, nicht zu Faulheit. Wobei ich, wenn ich mich für eine Tugend entscheiden müsste, definitiv die Faulheit wählen würde.

Zurück